Die Klais-Orgel von 1910

Von 1900 bis 1901 wurde die Kirche erweitert. Dadurch wurde eine neue Orgel erforderlich. Durch das Engegement hauptsächlich von Weißenthurmer Bürgern, konnte bei der damals schon renomierten Firma Klais aus Bonn eine Orgel bestellt werden. Diese wurde 1910 geliefert und an Weihnachten zum ersten Mal gespielt.

 

Entsprechend den damaligen Vorlieben hat man die Orgel als "romantische Orgel" konzipert. Hier steht ein voller orchestraler Klang im Vordergrund, wo es ähnlich wie bei einem großen Symphonie-Orchester, viele Bläser- und Streichergruppen zum Teil auch in doppelter Besetzung gibt. Die technische Voraussetzung hierfür war eine pneumatische Ansteuerung, die das Spielen von vielen gleichzeitigen Tönen/Pfeifen erleichterte. Zwar gab es zu dieser Zeit schon die ersten elektrisch angesteuerten Orgeln (z. B. Kevelaer), trotzdem entschied man sich für die Pneumatik, da dies als eine bewährte und zuverlässige Technik galt.

 

Zu Beginn der 1970er Jahre wollte man die klanglichen Möglichkeiten der Orgel erweitern. Dies entsprang dem Bedürfnis, die barocke Musik wieder zu beleben. Es wurde eine Barockisierung versucht, die aber gründlich schief lief! So wurde das Schwellwerk und auch die pneumatische Steuerung komplett verworfen und eine Elektrifizierung vorgenommen. Um neun zusätzliche Register einbauen zu können, wurde das Orgelgehäuse bis weit in den Kirchturm hinein vergrößert.

 

Schon damals konnte das Ergebnis dieses Umbaus - vor allem aus klanglicher Sicht - nicht überzeugen!

 

Seit vielen Jahren nagt nun der Zahn der Zeit an Mechanik und Elektrik. Durch den Einbau der zusätzlichen Registern herrscht im Orgelgehäuse eine derartige Enge, die eine Wartung und Reparatur so gut wie unmöglich machen. Durch den Verschleiß sind viele Pfeifen und ganze Register ausgefallen. Von einer Reparatur wird von Seiten der Sachverständigen abgeraten. Statt dessen wird gerade aus denkmalpflegericher Sicht eine Wiederherstellung der Orgel von 1910 empfohlen. Da der größte Teil der ursprünglichen Teile noch vorhanden ist, wäre der dazu nötige finanzielle Aufwand auf jeden Fall geringer als bei einem Neubau.

 

Um die nötigen finanziellen Mittel zu beschaffen, hat sich im Jahr 2013 der Orgelförderverein Hl. Dreifaltigkeit Weißenthurm e. V. gegründet. Gemäß seiner Satzung will der Verein die Orgel als klangliches Denkmal des frühen 20. Jahrhunderts wiederherstellen. Dazu wurden bereits vielfältige Aktionen gestartet und durchgeführt. Als Beispiele wären zu nennen das Oktoberfest im Vereinshaus, Kirchenkonzerte, Orgelfahrten oder auch die Teilnahme am Weihnachtsmarkt sowie Stadtfest.

 

Darüber hinaus kann jeder die Patenschaft für eine der 1270 Orgelpfeifen übernehmen. Viele Pfeifenpatenschaften wurden bereits übernommen - aber es können gerne noch mehr werden...

 

Weitere Informationen finden Sie hier: www.orgelfoerderverein-weissenthurm.de

Die Historie

Richtfest für den Kirchturm (1901)
Richtfest für den Kirchturm (1901)

1836 wurde eine alte baufällige Kapelle abgerissen und in unmittelbarer Nähe eine neue Kirche (heute das Langschiff) errichtet. Bereits um 1900 musste diese vergrößert werden. Dann kam ein Glockenturm hinzu, wo man 1901 Richtfest feiern konnte. Für eine neue Orgel wurde Geld gesammelt und bereits 1910 konnte von der Firma Klais aus Bonn eine Orgel (op. 453) mit 23 Registern eingebaut werden.

Der Umbau

Die Orgel nach dem Umbau
Die Orgel nach dem Umbau

Schon länger spielte man mit dem Gedanken, die Orgel in ihren klanglichen Möglichkeiten zu erweitern. Im Jahre 1972 war es dann leider soweit: Ein neuer Spieltisch wurde aufgestellt und die ursprünglich pneumatische Ansteuerung samt Schwellwerk verworfen. Jetzt sollte alles elektrisch angesteuert werden. Um für zusätzliche Register Platz zu schaffen, wurde das Orgelgehäuse bis in den Kirchturm hinein vergrößert und alle Registerbänke um 90 Grad gedreht.

Insbesondere das akustische Ergebnis wurde bereits bei Fertigstellung als nicht zufriedenstellend angesehen.

Die Probleme

Probleme durch den Umbau
Probleme durch den Umbau

Hier einmal nur vier exemplarisch aufgefühte Probleme, die durch den Umbau enstanden sind:

1. Verwirrende und unaufgeräumte Anordnung.

2. Versorgung mit der Druckluft (Wind) über Pappschläuche, die den Druck nicht konstant halten können.

3. Im engen Durchgang zum Turm verbaute Pfeifen, ständig beschädigt, da man ohne es zu wollen, beim Vorbeilaufen dagegen kommt.

4. Zwischen Pfeifenreihen wurden weitere eingebaut: keine Wartung möglich, da man einfach nicht herankommt.


Das Konzept

Helfen Sie mit, ein Stück Weißenthurm zu erhalten - durch eine Spende, eine Orgelpfeifenpatenschaft oder eine Mitgliedschaft im Orgelförderverein!
Helfen Sie mit, ein Stück Weißenthurm zu erhalten - durch eine Spende, eine Orgelpfeifenpatenschaft oder eine Mitgliedschaft im Orgelförderverein!

Beim Umbau von 1972 wurden viele handwerkliche Fehler gemacht, die zu einem fragwürdigen musikalischen bzw. klanglichen Ergebnis führten. Der Versuch eine romantische Orgel zu barockisieren musste fehlschlagen. Das Ergebnis dieses Umbaus war deshalb schon damals umstritten.

 

Heute sind viele Register gar nicht oder nur sehr schwer erreichbar und mittlerweile zu einem großen Teil ausgefallen. Eine Reparatur scheint unter diesen Voraussetzungen weder möglich noch sinnvoll, da die grundsätzlichen Fehler und Probleme nicht beseitigt würden.

 

Da ein Orgelneubau auch aus finanziellen Erwägungen nicht in Frage kommt, muss nach Alternativen gesucht werden. Hier wurde schon die Anschaffung einer digitalen Orgel geprüft. Das scheint aber auch nicht so einfach möglich, da diesem Vorhaben denkmalpflegerische Vorgaben sowie eine ablehnende Haltung der Bistumsverwaltung entgegenstehen.

 

Was bleibt, ist die Wiederherstellung der Klais-Orgel von 1910. Anders als dies vielleicht klingen mag, ist dies mitnichten eine Notlösung! Ganz im Gegenteil! Dafür spricht sehr viel, z. B. dass die meisten Pfeifen sowie Baugruppen der urprünglichen Klais-Orgel noch komplett erhalten sind. - Und das sogar in einem recht guten Zustand. Ein tragbares Konzept für eine Rekonstruktion liegt vor und könnte als Grundlage dienen. Die ursprüngliche Klais-Orgel ist mittlerweile über 100 Jahre alt und ist somit ein historisches Instrument, das sich auf jeden Fall lohnt zu erhalten. Denn es würde ein selten gewordenes Juwel wieder erstehen, wovon es gerade aus dieser Epoche kaum noch welche gibt!

Hörbeispiel

Hier eine Aufnahme von 2002 als die Orgel noch einigermaßen bespielbar war. Es soll auch das Potential zeigen, das es wiederzubeleben gilt.

Leider gibt es keine Aufnahmen aus der Zeit vor 1972 als die Orgel noch in ihrem ursprünglichen Zustand war. Es gibt vergleichbare Restaurierungen ähnlicher Orgeln, wie zum Beispiel die Klais-Orgel in Waldbreitbach aus dem Jahr 1896. Nach einer gründlichen Restaurierung konnte man 2006 die Orgel im Rahmen eines festlichen Konzerts wieder in Betrieb nehmen.

Was die Restaurierung bzw. Rekonstruktion betrifft, hat die Weißenthurmer Orgel noch einen langen Weg vor sich.

 

Hörbeispiel einer Improvisation über Toccata und Fuge von Joh. Seb. Bach. Unterlegt ist das Ganze mit einer Fotostrecke, die die Probleme der Orgel aufzeigt, die allesamt von dem Umbau 1972 herrühren.